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03.02.2022

Tag des geweihten Lebens - Wie Gott auf buckligen Wegen einfach spricht

Die beiden Referent/-innen Sr. Lucia Steigenberger und Br. Martin Berni. Foto: Solfrank

Zwei „bucklige“ Wege machen geweihtes Leben konkret spürbar

 

Das Dekanat Weißenburg-Wemding konnte am 25. Januar zum „Tag des geweihten Lebens“ mit Schwester Lucia Steigenberger und Bruder Martin Berni zwei Referent/-innen begrüßen, deren Lebenswege recht unterschiedlich verlaufen sind und doch erstaunliche Verbindungen aufweisen, die weit über die schwäbische Herkunft und den franziskanischen Hintergrund der beiden hinaus geht.

 

Bruder Martin Berni, Krankenpfleger und Leiter der Straßenambulanz Ingolstadt ist mittlerweile Mitglied der franziskanisch-ökumenischen Gemeinschaft San Damiano. Das war nicht immer so.

Schon früh entdeckte er, dass er in einem sozialen Beruf tätig sein wollte. Während seiner Berufsausbildung lernte er die barmherzigen Schwestern von Vinzenz von Paul in Untermarchtal kennen. In der Zeit las er zufällig auch ein Buch über den Hl. Franziskus, der ihn faszinierte: Wie konnte sich ein junger Mann aus reichem Haus und hervorragender Lebensperspektive den Armen verschreiben?

Er trat als Novize dem franziskanischen Orden bei unter der Prämisse, seinen Beruf ausüben zu können. Zunächst noch im Krankenhaus tätig kam er zum ersten Mal mit Obdachlosen in Kontakt: „Für beide, die Klinik und für die Obdachlosen, war das immer schwierig“ erkannte er. Er ging nach Indien zu Mutter Teresa und anschließend nach Paris, wo er Obdachlose medizinisch versorgte und kam zurück mit der Gewissheit: „ich muss an die Basis“. Nach vielen Jahren in der Begleitung von Aids-Kranken in München und der medizinischen Versorgung von Obdachlosen in Nürnberg arbeitet er jetzt seit 17 Jahren in Ingolstadt. Er hat dort wie in Nürnberg eine Straßenambulanz aufgebaut und betreibt mittlerweile auch ein WG-Haus in Offenbau für Menschen, die er längerfristig begleitet mit der Zielperspektive „es lohnt zu leben!“ Seine Ortswechsel sind eng mit seiner Ordenszugehörigkeit verknüpft. Als sich die Franziskaner 2005 auch aus Ingolstadt zurück zogen, trat er aus dem Orden aus. Heute ist er Teil der ökumenisch-franziskanischen Gemeinschaft San Damiano, wo er sich wohl fühlt. Er lebt weiter nach seinen Gelübden, pflegt die Gemeinschaft mit den Mitgliedern, die unterschiedliche Berufe und Lebensstände haben, in den regelmäßigen Treffen und hat die notwendige Freiheit, seine Mission zu leben: die Sendung zu den Obdachlosen.

 

„Alle Schritte und Veränderungen waren immer ein Ringen“ stellt Bruder Martin fest. Angekündigt haben sich Veränderungen, indem er innerlich unruhig wurde und merkte, dass es so nicht mehr weiter geht. Das Gebet mit dem Herrn, Gespräche mit Menschen und das hin und her gerissen sein gehörten bei jeder Entscheidung dazu. Selbst körperliche Erkrankungen blieben nicht aus, aber „mir ist mein Glaube wichtig, und ich habe immer die richtigen Menschen zur richtigen Zeit getroffen“ resümiert er, „entscheidend war immer eine gewisse innere Gewissheit: Das ist mein Weg“.

 

 

 

 

 

 

Schwester Lucia Steigenberger kommt zu Beginn ihres Impulses ebenfalls zu ihrer Mission: „wenn ich Menschen mit Hilfebedarf sehe, da kann ich nicht wegschauen“. Und wenngleich sie schon als Jugendliche die Franziskanerinnen von Maria Stern in Augsburg kennen lernte und immer aktiv im Orden der Dillinger Franziskanerinnen ist, so war ihr Weg doch „buckliger“ als man meinen könnte.

Erst im Alter von über 50 Jahren trat sie dem Orden bei. Zuvor war sie Erzieherin und Kindergartenleitung und später jahrelang pädagogische Mitarbeiterin bei Regens Wagner, ehe sie ihren Kontakt zu Ordensschwestern intensivierte und schließlich bei trat.

Besonders eindringlich für die Teilnehmenden schildert sie, was ihr an ihrer aktuellen Tätigkeit als Hospizbegleiterin bei Regens Wagner wichtig ist. Geprägt von den Erfahrungen, als sie selbst ihre sterbenden Eltern begleitete, und sich als Angehörige allein gelassen fühlte, will sie jetzt „Dasein, Zuhören und Gewissheit geben, dass ich komme, wenn mich wer ruft“. So wie der „Bruder Tod“ fester Bestandteil des Sonnengesangs des Hl. Franziskus ist, gehört der Tod fest zu unserem Leben, auch wenn das viele zu verdrängen scheinen. „Vor schweren Stunden bleibt keiner verschont“, da ist sich Schwester Lucia sicher. 

 

Beide Referent/-innen sind durch ihr Vorbild, den Hl. Franziskus von Assisi verbunden. Die Sendung zu den „Aussätzigen“ von heute, die „Einfachheit“ der Sprache und des Tuns, die ökumenische Ausrichtung und die schlichte und zugleich freundliche Art der beiden sind hierfür die besten Beispiele. Darüber hinaus lief der Lebensweg immer nur eine kurze Zeit lang gerade aus. Oft mussten lebenswendende Entscheidungen im inneren Ringen getroffen werden. Beide zeichnet die Verbindung zu Gott und den Menschen gleichermaßen aus und beide kennen dunklere und hellere Phasen. Bruder Martin drückte es so aus: „Das Feuer wird auch mal weniger, aber die Glut ist wichtig!“

 

Der Abend fand in der Pfarrkirche St. Ottilia in Absberg statt. Die Kirche ist Teil des Gebäudekomplexes, in dem auch die Regens Wagner Stiftung beheimatet ist. So waren unter den rund 20 Teilnehmenden auch Bewohnerinnen aus einer dortigen Wohngruppe mit dabei. en zum Abendgebet und den Impulsvorträgen versammelt. Im Abendgebet, das Schwester Lucia dort sonst auch regelmäßig am Mittwochabend mit den Absberger/-innen feiert, wurde das Evangelium von der Darstellung des Herrn im Tempel in den Mittelpunkt gestellt. Es wurde in leichter Sprache vorgelesen.

 

Die Grundlage für den Tag hat Papst Johannes Paul II. im Jahre 1997 geschaffen, als er auf das Fest „Mariä Lichtmess“, das heißt auf den 2. Februar jeden Jahres, den Tag des Geweihten Lebens legte. Dieser Tag soll Orden und andere Gemeinschaften und deren Leben und Handeln in den Blick nehmen, ihr Tun Wert schätzen und in die Öffentlichkeit tragen. „Wir in unserem Dekanat haben uns dazu entschlossen, diesen Tag jährlich immer am letzten Mittwoch im Januar zu begehen, betonte Dekan Konrad Bayerle, damit der Festtag für die Gottesdienste in den Pfarrverbänden und den dortigen Traditionen frei bleibt.