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23.03.2018

Die Liebe in die Welt tragen

Die Weißenburger Lebenshilfe gestaltete die Station "Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen" vor einer Brücke

Andreas Weiß und Dekan Bayerle gestalteten die Station "Veronika reicht Jesus das Schweißtuch"

Der PGR Tagmersheim lud die Teilnehmer dazu ein, ein Kreuz mit den eigenen Armen nachzuempfinden

Ministranten tragen das Kreuz, an dem die Symbole angeheftet werden

Die Station "Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz" des PGR Tagmersheim vor der Schule

Rund 80 Teilnehmer nahmen am vergangenen Samstag bei frostigen Temperaturen in Tagmersheim am Dekanatskreuzweg teil. Der Kreuzweg fand nun zum vierten Mal im Dekanat statt.

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für einen Freund“. Mit diesen Worten aus dem Johannesevangelium leitete Dekan Konrad Bayerle den Dekanatskreuzweg ein, der vor vier Jahren erstmals vom Dekanatsrat ins Leben gerufen wurde. Damit gab der Dekan die Spur vor, auf der unser Leben sich mit dem Leidensweg Jesu kreuze. Das Leiden Jesu zu meditieren bedeute auch, den eigenen Verwundungen zu begegnen und sie mit den vielen Wunden der Welt zu verknüpfen.

Die Stationen zogen stets Parallelen zu alltäglich Erlebtem und Dingen, die auf der ganzen Welt geschehen und sie in Atem hielten. So stellten Dekanatsreferent Andreas Weiß und Diakon Thomas Rieger bei der ersten Station die Einsamkeit Jesu am Ölberg in Bezug zur Einsamkeit und Vereinzelung der Menschen heute. Gemeinsam beteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer um Gemeinschaft und Nähe untereinander, sowie Kraft einander beizustehen. Der Pfarrgemeinderat Rögling erinnerte in der zweiten Station „Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern“ an all jene, die in Stille ohne großes Aufheben Lasten trügen. Der Pfarrgemeinderat Ammerfeld verglich die Situation der „Weinenden Frauen am Wegesrand“, denen Jesus beim Kreuzweg begegnete, mit allen ausweglosen Situationen, mit denen wir im Leben konfrontiert sind. Als Symbol dafür befestigten die Teilnehmer einen Knoten an das Kreuz, das der Gruppe des Dekanatskreuzweges vorausging – eine bewusste Anspielung an das Bild „Maria Knotenlöserin“ in St. Peter am Perlach in Augsburg, das zuletzt durch Papst Franziskus wieder neue Bekanntheit erlangte und ausdrücke, dass der Glaube befähige, uns den eigenen „Lebensknoten“ zu stellen, die unlösbaren Knoten Gott anzuvertrauen und sich der Lebensknoten anderer Menschen anzunehmen. Zur vierten Station machte der Kreuzweg Halt vor dem Tor eines Anwesens. Für Dekan Bayerle Anlass, über Türe, Tore und Zugänge in unserem Leben nachzudenken, die man öffnen und schließen können. Wir Menschen besäßen ebenfalls Türen, nämlich unser Gesicht. Auch das könne einladend oder abweisend dreinschauen. Auch sei es Sinnbild dafür, welches Bild wir uns von Menschen machten und zu vorschnellen Urteilen kämen. Als Symbol hängte Dekanatsreferent Andreas Weiß ein Abbild des Schweißtuches der Veronika an das Kreuz, das der Legende nach das Antlitz von Jesus Christus zeigen soll. An alle Menschen, die „einfach anpacken“ und füreinander da sind erinnerte die Station der Lebenshilfe Weißenburg, die zusammen mit Diakon Thomas Rieger, dem Seelsorger für Menschen mit Behinderung im Dekanat, den kreuztragenden Simon von Cyrene in den Blick nahm. Weil die Station in der Nähe einer Brücke in Tagmersheim Halt machte, lag der Aufruf in den Fürbitten nahe, Brückenbauer zu sein, damit Menschen aufeinander zugehen und füreinander da sein könnten. Der Pfarrgemeinderat Tagmersheim lud die Teilnehmerinnern und Teilnehmer vor der Schule des Ortes dazu ein, mit den eigenen Armen ein Kreuz nachzuahmen. Jesus habe seine Arme weit ausgebreitet, um viele zu umarmen. „Das ist schon merkwürdig: wer Hand und Fuß, Kopf und Herz einsetzt für Gott und die Menschen, kann Ärger bekommen, der spürt das Kreuz deutlich. Ganz so wie Jesus!“ erklärt eine Sprecherin aus Tagmersheim. Als Symbol befestigte sie ein Buch an das Kreuz, das für Lernen und Weiterbildung stehe. In das Fürbittgebet nahm die Gruppe all jene, die keinen Zugang zu Bildung hätten, damit sie Chancen zum Lernen erhielten. Dem Dekanatsrat oblag es, die letzte Station, das Sterben Jesu am Kreuz, zu deuten. Am Brunnen vor dem „Pfarrstadel“ angelangt stellten Irmgard Pfefferer und Norbert Schroth den Durst Jesu am Kreuz in den Mittelpunkt, der stellvertretend für das körperliche Leiden Jesu gelten könne. Dieser Durst stehe aber auch für den Durst der Menschen heute nach Leben, aber auch ganz konkret nach frischem und sauberem Wasser, zu dem nicht alle Menschen auf der Welt Zugang hätten.

Nach dem Segen des Dekans lud das Dekanat alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die nach eineinhalb Stunden nicht wenig froren, in den holzofenbeheizten „Pfarrstadel“ zu einer kleinen Stärkung und zur Begegnung ein. Dort wurde ein positives Resümee gezogen, auch weil trotz eisiger Temperaturen wieder viele am Kreuzweg teilnahmen. „Aber die Kälte hätt’s nicht gebraucht. Andererseits - ein Kreuzweg ist halt auch kein Spaziergang“, stellte ein Teilnehmer nüchtern fest – eine heiße Tasse Tee wärmend in der Hand.

Text und Fotos:

Andreas Weiß, Dekanat Weißenburg-Wemding

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