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02.02.2018

Fruchtbarer Austauch beim Tag des geweihten Lebens in Absberg

Der Tag des geweihten Lebens im Kloster Absberg

Die drei Dillinger Franziskanerinnen (Sr. Elisbeth Kroher am Mikro) erzählen von Ihrer Berufung und Herzensangelegenheit. Foto: Andreas Weiß

Mit dem Aufruf „Mach dich auf in seinem Licht“ lud das Dekanat Weißenburg-Wemding in diesem Jahr dazu ein, den „Tag des geweihten Lebens“ in Absberg zu begehen, wo drei Dillinger Franziskanerinnen leben und arbeiten. Traditionell um den Feiertag „Darstellung des Herrn“ thematisieren Christen weltweit, auf welche Weise im Leben von Christinnen und Christen Jesus und seine Nachfolge sichtbar werden könne. Das Dekanat besucht deshalb alljährlich Klöster und Einrichtungen, in denen Ordensfrauen und Ordensmänner leben, um miteinander in einen fruchtbaren Austausch zu gelangen. In der katholischen Kirche Absbergs „St. Ottilia“, die sich im Innenhof der Regens-Wagner-Stiftung befindet, legte Dekan Konrad Bayerle in seiner Predigt den Gläubigen nahe, auf welche Weise heute Menschen, gestärkt von Jesus Christus, dem „Licht der Welt“, in seine Nachfolge treten könnten. Sich angesichts der Herausforderungen der Gegenwart zu verkriechen sei der falsche Weg. Vielmehr könne der Mensch auf seine Sehnsucht hören und die Türe zu seiner Seele aufmachen, um sich in sein Licht zu stellen. Dekan Bayerle änderte deswegen die Aufforderung des Propheten Jesaja ab, die nun lauten könne: „Mache dich auf in seinem Licht!“ Lichtträger zu sein heiße dann, durch eigenes Tun Geschichten vom Licht weiterzuerzählen, konkret im Dasein für den Nächsten. Rund 60 Gottesdienstteilnehmer folgten der Einladung von Dekan Bayerle, anschließend im Therapiezentrum mit den drei Dillinger Franziskanerinnen Sr. Elisabeth Kroher, Sr. Lucia Steigenberger und Sr. Regina-Maria Schmalz und dem Vortragsgast, dem Kapuzinerpater Guido Kreppold aus Ingolstadt in Austausch und Diskussion zukommen. Die drei Schwestern erzählten von ihren „Herzensangelegenheiten“, die zu ihrer Berufung als Ordensfrau geführt hätten und sie täglich darin bestärkten. Zentral sei für Sr. Elisabeth Kroher die lebendige Beziehung zu Jesus, der alle menschlichen Erfahrungen geteilt habe. Ihr Leben sei nun bestimmt durch das lebendige Zeugnis im Zeichen eines „heruntergekommenen“ Gottes im übertragenen und im wörtlichen Sinn. Franz von Assisi sei damals schon auf der Höhe der Zeit gewesen, weil er der Überzeugung war, dass der Mensch immer wieder neu beginnen und damit immer lernen könne. Deswegen sei er in der Überzeugung hinaus zu den Menschen gegangen: „Die Welt ist unser Kloster.“ Sr. Lucia Steigenberger rückte das „Da-Sein“ für andere Menschen in den Mittelpunkt ihrer „Herzenssache“. Die Fähigkeit des Heiligen Franziskus‘, sich den Menschen zuzuwenden, sei für sie Antrieb gewesen, als Hospizbegleiterin Dienst zu tun und in dieser Aufgabe den Menschen Gottes Liebe zu zeigen und seine Nähe erfahrbar zu machen. Faszinierend und motivierend sei für sie zudem, dass Franziskus schon Ökumene gelebt und immer das Verbindende und nicht das Trennende betont habe.

Sr. Regina-Maria begeistert am Orden der Dillinger Franziskanerinnen die internationale Gemeinschaft, durch die sie in Verbindung mit Schwestern in Brasilien, USA und Indien stehe. Dass man sich so trotz der Sprachbarrieren schnell verstehe und einander nahe sei, hält sie für einen großen Schatz. Gleichzeitig lebe und erlebe sie ihren persönlichen Traum, da sie mit ihrer Tätigkeit am Müßighof einen Arbeitsplatz habe, in dem sie im Einklang mit der Natur und der Schöpfung leben und im Kontakt mit den Kunden die franziskanische Haltung zur Umwelt täglich weitergeben könne.

„Was war der Grund, warum der heilige Franz von Assisi so schnell begeisterten Zuspruch und so zahlreiche Anhänger hatte?“ stellte Kapuzinerpater Guido Kreppold als Frage zu Beginn seines Vortrages in den Raum. Die Antwort gab er selbst, indem er Franziskus‘ Biografen zitierte, der von einem brennenden Feuer, das alle mit Bewunderung erfüllte, berichtete. Die Leute hätten gespürt, dass er ergriffen gewesen sei von einer höheren Macht. Bei Franziskus zu sein, seine Atmosphäre einzuatmen, habe den Brüdern gut getan. An Franziskus habe man augenscheinlich gespürt, dass sein Antrieb vom Herzen und damit vom Sitz seiner Gefühle gekommen sei. Der Begriff „Feuer“ spiele nicht ohne Grund bei der Heilig-Geist-Erfahrung eine große Rolle. Nicht umsonst hätte der Schreiber der Apostelgeschichte das Bild von „Feuerzungen“ gewählt, als diese Menschen damals von einer überwältigenden Gottesnähe erfüllt gewesen seien. Zur Überraschung der Zuhörer brachte der Theologe und Diplompsychologe, der auch als therapeutischer Seelsorger arbeitet, in der Seelsorge gewonnene tiefenpsychologische Erkenntnisse in Verbindung mit der Theologie. Er kritisierte, dass in Theologie und Exegese das „Herz“ kaum eine Rolle spiele. Aus Eheberatungsgesprächen habe er erfahren, dass die Menschen heute nicht mehr wüssten, wie Beziehungen gingen. Die große Herausforderung für die Kirche ebenso wie für die Orden sei die Frage, wie der „Bereich des Herzens“ wieder erschlossen werden könne. Kreppold, der auch der „Traumdeutung“ großen Raum in seiner therapeutischen Arbeit gibt, hält Träume für einen „Blick in die Werkstatt der Seele“. Die ZEN-Meditation, also das Sitzen in Schweigen wie es schon in einigen Klöstern beispielsweise in Dietfurt praktiziert werde, sei eine „qualifizierte Stille“, durch die das „Innerste“ an den Tag trete. So könne eine Veränderung des Menschen geschehen und eine Wandlung sei möglich.

Überraschte Zuhörer fragten den Referenten kritisch an, was denn nun Perspektiven für die „Krise der Klöster“ seien, wie es auch sein kürzlich erschienenes Buch „Klöster in der Krise - Die Verwaltung des Untergangs oder: neue Hoffnung?“ verspreche. Kreppold antwortete, dass die Krise der Kirche und damit auch die der Klöster nicht durch Umstrukturierungen oder kurzfristige Lösungsansätze überwunden werden könne, sondern allein dadurch, dass die Menschen spüren könnten, dass Christinnen und Christen Zugang zu ihrem innersten Herzensfeuer hätten. Nur so sei es möglich gewesen, dass Franziskus und ebenso andere Heilige in kürzester Zeit eine solche Strahlkraft erlangt hätten. „In der inneren Berührung mit mir selbst ist die Spur Gottes zu finden. Dann beginnt Kirche bei mir selbst und führt zu Solidarität und Geborgenheit“ gab Kreppold seinen Zuhörern abschließend mit auf den Weg.

 

Quelle: Dekanat Weißenburg-Wemding