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08.04.2015

Weihbischof Florian Wörner und Prof. Dr. Marianne Schlosser im Karmelitinnenkloster Wemding

Weihbischof Florian Wörner (Augsburg)

Prof. Dr. Marianne Schlosser (Wien)

Predigt von Weihbischof Florian Wörner und Vortrag von Prof. Dr. Marianne Schlosser aus Wien anlässlich des 500. Geburtstages der Hl. Teresa von Ávila im Karmelitinnenkloster in Wemding

Predigt von Weihbischof Florian Wörner und Vortrag von Prof. Dr. Marianne Schlosser aus Wien anlässlich des 500. Geburtstages der Hl. Teresa von Ávila im Karmelitinnenkloster in Wemding

 

Gleich zwei namhafte Redner konnte das Karmelitinnenkloster Wemding „Maria Mutter des Erlösers“ für das Gedenken an den 500. Geburtstag der Hl. Teresa von Ávila, der am 28. März gefeiert wird, gewinnen.
Am 26. März bereits konnten die Teilnehmer der Heiligen Messe Weihbischof Florian Wörner  über die große Kirchenlehrerin predigen hören. Am Samstag, den 28. März, dem eigentlichen Gedenktag, hielt Frau Prof. Dr. Marianne Schlosser, eine gebürtige Donauwörtherin, die an der Theologischen Fakultät der Universität Wien „Theologie der Spiritualität“ lehrt, einen Vortrag zum Thema „Das innere Gebet“ im Anschluss an eine von den Schwestern musikalisch gestaltete Vesper.
Weihbischof Florian Wörner stellte das Gebet im Sinne der Heiligen in den Mittelpunkt seiner Predigt. So sei das Beten, wie es die Hl. Teresa selbst sagte, wie das „Verweilen bei einem Freund“ und nicht das bloße Sprechen von vorformulierten Gebeten. Diese Botschaft sei für uns Menschen heute besonders aktuell, da echte Vertiefung durch die Vielzahl der täglichen Unterbrechungen im Alltag beinahe unmöglich geworden sei. Dadurch bleibe der Mensch immer an der Oberfläche. Doch wir hätten den Auftrag, „den Herrn zu suchen“. „Gott kennt mich. Er ist schon da. Er hat Zeit für mich. Im Sinne der Hl. Teresa heißt das, dass wir Freunde werden sollen.“ Das bedeute aber nicht, dass dies immer einfach sei. Der „heiße Draht“ zu Gott sei immer wieder herzustellen und wenn Gott verborgen erscheine, sei es eine Herausforderung ihn immer wieder „herauszusuchen“.  Etwas zu suchen, bedeute aber nicht, dass es eine Garantie gebe, das Gesuchte auch zu finden. „Auf einem Kalenderblatt habe ich dazu folgenden passenden Spruch gelesen: Vieles was wir suchen oder erbitten, lässt uns Gott nicht finden, damit wir vieles finden, was wir nicht suchen.“ sagte Weihbischof Florian Wörner und bekräftigte damit, dass Beten eine Art „Beziehungspflege“ bedeute. So könne man im Beten lernen, wie Beten richtig geht.  „Beten macht schön“ resümiert der Weihbischof aus Augsburg am Ende seiner Predigt mit einem Augenzwinkern und dem Hinweis, dass Teresa von Ávila eine sehr schöne Frau gewesen sein soll. Für ihn bedeute das, dass uns eine Beziehung mit Gott ins Gesicht geschrieben sein solle. „Wer sich mit Gott beschäftigt, wird, wie man von ihm gedacht ist!“, denn, so schließt Weihbischof Wörner mit dem berühmten Gebet der Teresa: „Gott allein genügt“.


Prof. Dr. Marianne Schlosser entfaltete am darauffolgenden Samstag die Anweisungen für das Gebet der Hl. Teresa anhand der Sätze des „Vater unsers“. Die Antwort, die Jesus auf die Frage der Jünger gab, wie sie denn beten sollten, sei das vollkommenste Gebet, sowohl für Anfänger als auch für Geübte. Wenn wir das „Vater unser“ beteten, so sprächen wir mit den eigenen Worten Jesu.
Das Kreuzzeichen schon bewirke Sammlung und sich in die Gegenwart Gottes zu versetzen. „Denn Gott ist nicht außerhalb von uns. Deshalb benutzte Teresa auch das Bild er ‚inneren Burg‘. Denn der Himmel ist dort, wo wir Gott einlassen“ erklärte Prof. Dr. Marianne Schlosser. Wenn wir nun beteten „Vater unser im Himmel“ so sei das schon das Bekenntnis, dass Gott in einem wohnen will.
Zu jedem Satz des Gebetes gab die Hochschullehrerin, die 2014 von Papst Franziskus als Mitglied in die „Internationale Theologische Kommission“ berufen wurde, spirituelle Impulse und Hinweise zum Verständnis der Worte Jesu. Hinter den Worten „Dein Wille geschehe“ stehe das Vertrauen in Gott, selbst wenn man seinen Willen nicht immer verstehe. Auch Jesus sei es im Garten Gethsemane so ergangen. Entscheidend sei das aktive Annehmen des Willens. Und beim Satz voller seltsam anmutender Doppellungen „Unser tägliches Brot gib uns heute“ erschloss sie den rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörern, dass bis in das 16. Jahrhundert hinein damit die Eucharistie, die Gegenwart Christi und damit die tägliche Vereinigung mit Jesus gemeint war. „Selbst Martin Luther hat das ‚Vater unser‘ in dieser Überzeugung gebetet.“
Abschließend lud Frau Prof. Dr. Marianne Schlosser dazu ein, das „Vater unser“ wie einen Gang mit vielen Türen zu verstehen. „Hinter jeder Tür, hinter jeder Bitte verbirgt sich ein Raum, in dem Gott wohnt. Beten wir, als ob wir durch diesen Gang schreiten würden.“
Text und Bilder: Andreas Weiß