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15.10.2014

„Profil zeigen indem wir Christus tragen“

Zehnte Schiffswallfahrt auf dem Brombachsee für und von Menschen mit und ohne Behinderung steht ganz im Zeichen des Heiligen Christopherus

Auf ihn vertrauen die Pilger, die Reisenden, Lastträger, Seeleute, Flößer, Kraftfahrer und Luftschiffer: der Hl. Christophorus, den viele KFZ-Fahrer als Schutzpatron der Reisenden in ihren Autos durch eine kleine Plakette am Armaturenbrett bei sich haben, war auch der Themengeber für die diesjährige Schiffswallfahrt auf dem Brombachsee, die am vergangenen Samstag, den 11. Oktober, zum zehnten Mal stattfand.
Dazu aufgemacht haben sich am frühen Samstagmorgen rund 250 Wallfahrer mit und ohne Behinderung indem sie der „MS Brombachsee“ an der Schiffsanlegestelle in Ramsberg zugestiegen sind. „Das war nicht immer so.“ sagt Richard Ulrich, Pastoralreferent und Mitinitiator der Wallfahrt aus Gunzenhausen, und erzählt, dass die Schiffswallfahr t ursprünglich Projekt im Rahmen der Tourismuspastoral begonnen habe. Verschiedene Umstände, unter anderem die Tatsache, dass das Schiff im Oktober am ehesten für eine See-Wallfahrt frei, die Tourismus-Saison aber längst vorbei ist, hätten dazu geführt, dass seit fünf Jahren die Behindertenseelsorge des Bistums Eichstätt und das Bischöfliche Dekanat Weißenburg-Wemding mit an der Vorbereitung beteiligt sind.
So ist es für Erich Holland, Gemeindereferent und Regionalbeauftragter für die Behindertenseelsorge, selbstverständlich, dass er zusammen mit seiner Kollegin, Theresa Heim neben der inhaltlichen Vorbereitung auch für ein szenisches Anspiel während des Wortgottesdienstes auf dem scheinbar lautlos den See durchkreuzenden Schiff als riesiger Heeresführer „Ophorus“ für ein szenisches Anspiel zur Verfügung steht. Ophorus  ist der Anführer des Heeres des Königs Artaxerxes. Ophorus hatte es sich nämlich zur Lebensaufgabe gemacht, dem mächtigsten König der Erde zu dienen. Doch es stellt sich heraus, dass dieser Herrscher, der dem Bösen dient, selbst Angst vor einem Mann am Kreuz hatte. Auf der Suche nach ihm wird Ophorus offenbart, dass er ihm begegnem könne, wenn er Menschen über einen Fluss helfe und das Gute anstrebe. Nach sieben Jahren Wartezeit sieht er ein Kind amUfer, das ihm aufträgt, ihn überzusetzen. Beim Heben bekommt er jedoch ein Gefühl, als ob er die Last der ganzen Erde trage. Das Kind, das er schließlich sicher über den immer höher werdenden Fluss bringen konnte, sagt am Ende: „Ich gebe Dir einen neuen Namen: Christophorus sollst Du heißen, das bedeutet, ‚Christusträger‘! Wenn Du den Armen dienst, dann dienst Du auch mir!“
Domvikar Reinhard Kürzinger, der unter anderem die Leitung des diözesanen Wallfahrts- und Pilgerreferats innehat, gab den rund 250 Teilnehmern der Wallfahrt drei Gedanken mit auf den Weg. Im Gebet mit Christophorus könnten alle Menschen, die Lasten mit sich tragen, ihre Bedrücktheiten abgeben, denn Christophorus selbst soll in seiner Sterbestunde für alle Menschen in Not gebetet haben. Und: indem wir getauft sind auf den Namen des Herrn sind wir ebenfalls „Christusträger“. Deswegen stellt sich für uns die Frage, wie wir dieses Christsein im Leben immer mehr verwirklichen könnten. Und schließlich stellt uns Christophorus unser Leben als Weg dar, den wir mit zahlreichen Weggefährten gehen können, bis wir zur Wohnung im himmlischen Jerusalem gelangen. „Im Vertrauen darauf, dass Christophorus als Patron der Pilger bei uns ist, können wir gewiss sein, dass wir sicher zu dem Ziel gelangen, für das wir von Gott geschaffen wurden.“ so Domvikar Reinhard Kürzinger. Als äußeres Zeichen, dass die Wallfahrer Christus tragen, teilten die Organisatoren allen Teilnehmern eine „Christophorus“-Plakette aus, die mithilfe einer Tastmeditation für alle erschlossen werden konnte. Sie erinnere uns daran, dass wir Profil zeigen sollten als Christen in der Welt.
Mit dem Ende des Wortgottesdienstes legte die „MS-Brombachsee“ zeitgleich wieder an der Anlegestelle Ramsberg an, wo sich die Pilger singend und betend zum abschließenden Weg zur Jakobus-Kapelle aufmachten. „Einen schöneren und würdigeren Ausklang mit dem derzeit wohlbekannten Patron der Pilger, dem Heiligen Jakobus, kann es kaum geben. Und dazu kommt dort oben noch die herrliche Aussicht auf den See.“ schwärmt Domvikar Kürzinger selbst. Nach dem Segen richtet Richard Ulrich seinen Dank an die Organisation mit Pfarrer Alfred Grimm, dem Seelsorger für Menschen mit Behinderung, und seinen Regionalteams, Pfarrer Bock und den Ministranten aus Pleinfeld und der dort beheimateten Blaskapelle, dem Pfarrgemeinderat von St. Veit in Ramsberg, deren Mitglieder Kaffee, Kuchen und Brezen verkauften, Herrn Börner mit seinen Maltesern aus Solnhofen, welche den Fahrdienst zur Jakobuskapelle übernommen haben und dem Schiffseigner der „MS-Brombachsee“, Herrn Wilken, der auch dieses Jahr sein bekanntes „Trimaran“ für die Wallfahrt kostenlos zur Verfügung gestellt hat. „Die Wallfahrt gehört für mich einfach jedes Jahr dazu!“ sagt Alois Mayer, Pfarrgemeinderatsvorsitzender aus Weißenburg. Und so werden sich auch im nächsten Jahr wieder hunderte Pilger, mit und ohne Behinderung, auf den Weg über den Brombachsee zur Jakobus-Kapelle machen.

Bericht und Fotos: Andreas Weiß