"Die Gemeinschaft ist der Landeplatz des Heiligen Geistes"

Beim jährlichen Zusammentreffen des Dekanatskapitels in Weißenburg kamen die Geistlichen des Dekanats Weißenburg-Wemding zusammen, um der verstorbenen Priester zu gedenken und die für sie wichtigen Themen zu besprechen. Dabei nutzte der Dekan die Gelegenheit, seine Mitarbeiter zu mehr Zusammenhalt und Gemeinschaft zu mahnen.

Beim jährlichen Zusammentreffen aller Geistlichen des Dekanats Weißenburg-Wemding am Donnerstag, den 22. Juni, informierten sich Priester, Diakone und Kapläne im Weißenburger Pfarrzentrum über Themen wie Maßnahmen zum Klimaschutz in den Pfarreien und Erfahrungen mit den neuen Regeln für die Finanzierung von kirchlichen Baumaßnahmen. Außerdem nutzten die Geistlichen die Gelegenheit, einander aus den Pfarreien des Dekanats zu berichten.
Im öffentlichen Teil der Zusammenkunft teilte der Monheimer Promovend im Fach Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät in Augsburg Andreas Schießler, sein Wissen mit den rund 25 Zuhörerinnen und Zuhörern zum Thema seiner Doktorarbeit mit dem Titel „Krise und Reform der Kirche im 15. Jahrhundert – Die Visitation des Bistums Eichstätt im Jahre 1480 als regionales Fallbeispiel“. Schießler legte beispielhaft dar, was der Kanoniker am Willibaldschor im Dom zu Eichstätt Johannes Vogt bei einer Visitation der Pfarrer und Geistlichen und ihren Gläubigen „über Leben und Sitte des Pfarrers und der Gemeinde“ im Bistum Eichstätt in Form eines Protokolls niedergeschrieben habe. Neben Fragen zu Personalien, Kirchenverwaltung und Pfründen habe der Visitator auch den religiösen und moralischen Stand der Gemeinde sowie das sittliche Verhalten des Pfarrers ins Visier genommen. Wolle man den Worten des Visitators Glauben schenken, so begegneten Vogt Konkubinat, Glücksspiel und Wirtshausbesuche über die Maßen der Geistlichen auf Schritt und Tritt. Das durchwegs desaströse Bild, das Schießler vom damaligen Klerus auf dem Gebiet des heutigen Dekanats Weißenburg-Wemding zeichnete, wollten die Geistlichen beim Kapitelsjahrtag nicht unhinterfragt stehen lassen. Bei der anschließenden Diskussion stellten die Mitglieder des Kapitels die Feststellungen Vogts in Frage, weil dieser häufig nur die angetroffenen Personen aus dem Kirchenvolk befragt habe, wenn er den zuständigen Pfarrer selbst nicht angetroffen habe. Ob die Visitation der Pfarreien eine Besserung der Zustände zur Folge gehabt hätte, konnte Andreas Schießler nicht bestätigen. Immerhin sei in Eichstätt das erste Priesterseminar nördlich der Alpen mit den neuen Regeln des Trienter Reformkonzils gegründet worden, das neue Standards in der Priesterausbildung hervorgebracht habe. Das 1564 eröffnete „Collegium Willibaldinum“ besteht noch heute.
Im anschließenden Gottesdienst des Kapitels, in dem insbesondere für die verstorbenen Priester des Dekanates gebetet und gedacht wurde, ging Dekan Konrad Bayerle auf die Pflege von Gemeinschaft ein. Bayerle mahnte an, dass eine Gemeinschaft zerfalle, wenn ihre Treffen ausschließlich nach dem Nutzen, zum Beispiel nur wenn ein interessanter Referent die Sitzung bereichere, besucht werde.  Denn die Einkehrtage des Dekanates hätten ebenso wie Pfarrgemeinderatssitzungen auch zum Ziel, in der Einheit zu bleiben. Dem Zurückziehen auf den „eigenen Kirchturm“ oder auf das „eigene Ego“ erteilte Dekan Bayerle eine Absage. Christsein und Kirche-Sein brauche von Anfang an die Offenheit für die konkrete Verbindung zum größeren Ganzen, damit der Geist Gottes richtig atmen und wirken könne. „Wir sägen am Ast, auf dem wir sitzen, wenn wir die Wege, die uns verbinden, zuwachsen lassen. Die Gemeinschaft aber ist der Landeplatz des Heiligen Geistes!“, so Dekan Bayerle. „Verachten wir deshalb nicht die oft unsichtbaren Lebensadern, die uns untereinander verbinden: in der Pfarrgemeinde, im Dekanat und in der Diözese!“ riet Dekan Bayerle zum Abschluss seiner Predigt den mitfeiernden Geistlichen und haupt- und erhenamtlichen Mitarbeiten, die den Abend mit einem gemeinsamen Essen ausklingen ließen.
Text und Foto: Andreas Weiß