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13.06.2016

Die Freundschaft mit Jesus kennt keine Grenzen

Claudio Ettl referierte zum Thema „Ich bin ein Fremder gewesen“

Im Anschluss an den Konferenzteil feierten die Teilnehmer eine Hl. Messe mit dem Gedenken an verstorbene Geistliche in Tagmherseim

Dekan Konrad Bayerle verabschiedet Dekanatssekretärin Marita Barth-Pecollaj

Das Kapitel des Dekanats kam am 9. Juni in Rögling zur Besprechung der für Pfarrer, Kapläne, Ruhestandsgeistliche und Diakone wichtigen Themen zusammen und betete für verstorbene Mitbrüder. Claudio Ettl referierte zu „Biblischen Perspektiven auf Flucht und Vertreibung".

In der Eucharistiefeier im benachbarten Tagmersheim, in der auch die Namen der verstorbenen Geistlichen der letzten zehn Jahre verlesen wurden, ging Dekan Konrad Bayerle bei seiner Predigt auf das Thema „Freundschaften“ ein, die sich seit Facebook, Whatsapp und Co verändert hätten. Deswegen und in Bezug auf das Evangelium entfaltete der Dekan, was Freundschaft im Sinne Jesu ausmache. An erster Stelle stehe hier die Tatsache, dass Jesus uns vorbehaltlos erwählt habe und nicht wir ihn. „Weil Gott mich durch Jesus Christus zu seinem Freund, zu seiner Freundin gemacht hat, sollen, besser dürfen wir lieben“, so Bayerle. Diese Erwählung könne auch Kraft in schwierigen Zeiten geben, z.B. in Fällen von Depression. Jesu Leben in Freundschaften zeige aber auch, dass er beispielsweise mit Jakobus, Johannes und Petrus engere Freundschaften gepflegt habe. Das bedeute für uns, dass auch wir Zeit in Freundschaften investieren sollten. „Wer als junger Mensch, als mitten im Beruf Stehender meint, für Freundschaften keine Zeit zu haben, der wird im Alter eine Zeit erleben, in der er ohne Freundschaften dasteht“ , gab Dekan Bayerle zu bedenken. Dass Jesu Freundschaft grenzenlos gewesen sei, zeige sich an den Kritikern seiner Zeit, die Jesus als einen „Fresser und Säufer, als einen Freund der Zöllner und Sünder“ brandmarkten. Die Apostelgeschichte zeige aber, dass die ersten christlichen Gemeinschaften Migrantengemeinden mit kultureller und ethnischer Vielfalt dargestellt hätten. Die Gemeinde in Antiochia könne sogar als eine Flüchtlingsgemeinde bezeichnet werden, wie in der Apostelgeschichte nachzulesen sei. Dekan Konrad Bayerle stellte hier die Frage, ob in den Gottesdiensten und pfarrlichen Angeboten die Randfiguren der Gesellschaft wirklich ihren Platz „mitten unter uns“ hätten. „Arme habt ihr immer unter euch. Denn das gebiete ich euch, dass ihr einander liebt“, zitierte Dekan Konrad Bayerle Jesus Christus. Und er schlussfolgerte: „Das ist eine Herausforderung an uns alle als Gesellschaft. Exzentrische Freundschaft, die uns Jesus abverlangt, heißt auch, dass an den Grenzen Europas nicht Halt sein darf. Es heißt, dass die Grenzen nicht zu tödlichen Fallen werden dürfen. Freundschaft, die Jesus uns vorlebte, bedeutet, Fluchtwege freizuhalten. Menschen müssen die Möglichkeit erhalten, zu uns zu kommen ohne Angst, im Mittelmeer zu ertrinken.“

Bereits am Nachmittag informierte Claudio Ettl, Leiter des Ressorts „Theologie“ am Caritas-Pirkheimer-Haus in Nürnberg, die Geistlichen und ehrenamtlich Tätigen des Dekanats über das Thema „Ich bin ein Fremder gewesen“. Der Referent machte aus biblischer Perspektive deutlich, dass die Bibel voller Fluchtgeschichten sei, angefangen beim Exodus bis hin zur Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten. Christliche Gemeinden hätten nun eine große Bedeutung und die Aufgabe nach der Ankunft der Menschen auf der Flucht im vergangenen Jahr Akzente zu setzen. Jetzt gehe es um den Prozess der Integration und der Begegnung mit den Menschen auf Augenhöhe. Christsein bleibe allerdings nicht bei  punktuellen Aktionen und Solidarität stehen. Vielmehr müssten Christen wieder ihre prophetische Aufgabe entdecken, Position zu beziehen und Missstände anzuprangern.  Dabei brauche es auch den Mut anzusprechen, dass wir in Europa Mitverursacher der Flüchtlingskrise seien.  

Im nichtöffentlichen Konferenzteil, der bereits am Nachmittag in Rögling begann, besprachen die Geistlichen aktuelle Themen im Dekanat, wie z.B. die Arbeit mit Flüchtlingen und die Neuordnung der Seelsorgeeinheiten.  

Nach vier Jahren Tätigkeit als Dekanatssekretärin im Dekanatsbüro in Weißenburg wurde Marita Barth-Pecollaj verabschiedet. Dekan Konrad Bayerle bedankte sich bei ihr für ihren zuverlässigen Dienst, in dem sie von Haupt- und Ehrenamtlichen gleichermaßen geschätzt wird, mit einem Geschenk und einem Blumenstrauß.

Bericht und Fotos: Andreas Weiß